Advent und Christfest 2022

Advent und Christfest 2022

WUNDERBARER TAUSCH UND FRÖHLICHER WECHSEL

Es geht um das Zentrum der Botschaft von Weihnachten, um den wunderbaren Tausch und fröhlichen Wechsel. Was ist damit gemeint? Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, verzichtet auf seine göttliche Herrlichkeit, und nimmt in der Welt der Sünde „Knechtsgestalt“ an, wird Mensch, „erniedrigt sich selbst, und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“ (Phil.2,6-10) Christus tauscht das eigene himmlische Leben mit dem irdischen Leben des Sünders. Der Ausdruck „Tausch“ kommt im NT zwar nicht vor, in der Sache aber schon, und das deutlich. Im 2. Kor. 5.21 schreibt der Apostel Paulus: „Denn er (Gott) hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.“ Martin Luther nennt den wunderbaren Tausch auch „fröhlichen Wechsel“. Hier liegt auch der Grund höchster Weihnachtsfreude! Unsere wunderbare Erlösung durch Jesu Leiden und Sterben für uns wird hier beschrieben. Und sie ist die Mitte des christlichen Glaubens.

In einer Weihnachtspräfation (Hochgebet beim hl. Abendmahl) heißt es: „In Wahrheit ist es würdig und recht, dir allmächtiger Vater, zu danken und dein Erbarmen zu rühmen durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn schaffst du den Menschen neu und schenkst ihm ewige Ehre. Denn einen wunderbaren Tausch hast du vollzogen: dein göttliches Wort wurde ein sterblicher Mensch, und wir sterbliche Menschen empfangen in Christus dein göttliches Leben. Darum preisen wir dich mit allen Chören der Engel…“. 

Von Leo Tolstoi wird ein Text überliefert, der zum „Wunderbaren Tausch“ passt: 

Ein Herrscher wollte Gott sehen. Er befahl seinen Weisen, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Natürlich konnte das keiner. Man fürchtete die Strafen. Da kam ein Hirt und sagte: „Erlaube mir, König, deinen Wunsch zu erfüllen.“ „Gut“ entgegnete der König, „aber bedenke, es geht um deinen Kopf.“ Der Hirt zeigte dem König die Sonne. „Sieh hin“ , sagte er. Der König hob seine Augen. Aber der Glanz blendete ihn, und er schloss die Augen. „Willst du, dass ich erblinde?“ sagte er zu dem Hirten. „Aber König, das ist doch nur ein Ding in der Schöpfung, ein schwacher Abglanz der Größe Gottes. Wie willst du mit deinen schwachen, tränenden Augen Gott sehen? Suche ihn mit anderen Augen.“ Der Einfall gefiel dem König. Er sagte: „Ich erkenne deinen Geist und sehe die Größe deiner Seele. Antworte nun: was war vor Gott?“ Nach einigem Nachdenken sagte der Hirt: „Sei nicht zornig wegen meiner Bitte, König, aber zähle!“ Der König begann: Eins, zwei…“.  „Nein“, unterbrach ihn der Hirt, „nicht so, fange mit dem an, was vor eins kommt“. „Wie kann ich denn? Vor eins gibt es doch nichts.“ „Sehr weise Herr, auch vor Gott gibt es nichts.“ Diese Antwort gefiel dem König noch besser als die vorhergehende. „Ich werde dich reich beschenken. Vorher aber antworte noch auf meine Frage: Was macht Gott?“ „Gut“, sagte der Hirt, „auch darauf will ich dir antworten. Nur um eines bitte ich: Lass uns die die Kleider für eine kurze Zeit tauschen.“ Das taten sie. Und der Hirt sagte: „Das macht Gott: Er steigt vom Thron seiner Erhabenheit und wird einer von uns. Er gibt uns, was er hat. Und nimmt das an, was wir haben und sind.“

Nicht nur in der Weihnachtsliturgie und Weihnachtsliedern ist vom wunderbaren Tausch und Wechsel gesprochen bzw. gesungen, sondern auch in der Liturgie der Osternacht. Dort heißt es im Exsultet : „O unfassbare Liebe des Vaters: Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin.“

Diese unfassbare Liebe Gottes zu uns, den wunderbaren Tausch und fröhlichen Wechsel meditieren wir mit dem Weihnachtslied „Lobt Gott, ihr Christen alle gleich…“   (EKG 27, 4+5)

„Er wechselt mit uns wunderlich: Fleisch und Blut nimmt er an und gibt uns in seines Vaters Reich die klare Gottheit dran.“

„Er wird ein Knecht und ich ein Herr; das mag ein Wechsel sein! Wie könnt es doch sein freundlicher das herze Jesulein!“ 

Wunderbarer Tausch und fröhlicher Wechsel. Weihnachtsfreude pur! Das bedeutet für uns: Unendliche Freude, Dankbarkeit, ewige Hoffnung, Lobpreis und Anbetung. Halleluja! Willkommen Jesus!

Ich wünsche Ihnen zum Christfest in diesen unruhigen Zeiten die große Heilandsfreude und ein gnadenreiches, gesegnetes und friedliches Jahr 2023!

Ulrich Rüß, Präsident der IKBG/ICN